Denn andere Ostschweizer Kantone müssen jeden Kulturfranken dreimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. Das gilt insbesondere für die beiden Appenzell, es gilt aber auch für den Kanton St.Gallen, der dank kontinuierlicher und verlässlicher Förderpraxis die Lotteriefondsgelder Jahr für Jahr einigermassen ausschöpft, aber dadurch weit entfernt ist von einem so komfortablen Polster wie der Thurgau. In einer solchen Situation (und überhaupt) spricht alles für kantonsübergreifende Kollaborationen und sinnvolle überregionale Strukturförderung nach dem Motto: gemeinsam für ein vitales Kulturleben in der Ostschweiz.
Zweitens: Sport gegen Kultur auszuspielen, ist schlechter Stil.
Die igKultur Ost anerkennt die gestiegenen Bedürfnisse der Sportförderung und kann sich mit dem neuen Schlüssel von 75 zu 25 Prozent abfinden. Sie erinnert aber auch daran, dass im Sport der Bund eine bedeutende Rolle für die Förderung spielt – anders als in der Kultur, wo die Kantone und Gemeinden die Hauptlast tragen. Schon dies verbietet Vergleiche. Darüber hinaus aber gehören Sport wie Kultur zu den wichtigsten Nebensachen der Welt: systemrelevant für eine Gesellschaft, die geistig und körperlich in Bewegung ist und über den ökonomischen Tellerrand hinausblickt. Kultur wie Sport verdienen daher eine substantielle Unterstützung.
Neidkultur ist das Gegenteil von Kultur. Wer Sport und Kultur gegeneinander auszuspielen versucht, verdient die rote Karte.
Drittens: Schluss mit der Knausrigkeit in der Kulturförderung.
Die Einlagen in den Thurgauer Lotteriefonds via Swisslos sind in den letzten zehn Jahren kontinuierlich angewachsen – die Ausgaben für kulturelle Zwecke sind hingegen rückläufig. Die igKultur Ost äussert ihr Unverständnis und ihre Beunruhigung über diese Entwicklung. Es kann nicht sein, dass ohne Not und ohne Strategie Gelder gehortet werden, die der Öffentlichkeit, den Kulturschaffenden und dem Publikum per Gesetz zustehen. Swisslos-Einkünfte müssen an die Institutionen und an kulturelle Projekte weitergereicht werden, umso mehr, als sich seit der Covid-19-Pandemie die prekäre Finanzlage vieler Kulturschaffender noch verschlechtert hat.
Ein Finanzpolster von rund 50 Millionen Franken anzusammeln ist schlechte Politik und ein Zeichen von unnachvollziehbarer Sparsamkeit auf dem Buckel der Bevölkerung. Jetzt, da das Polster da ist, kann die Devise deshalb nur heissen: die Förderung intensivieren! Die stattlichen Mittel öffnen den Raum für Visionen, für grosse Würfe, aber auch für Grosszügigkeit im Kleinen, in der täglichen Förderpraxis. Die igKultur Ost appelliert an die Thurgauer Behörden, den Fuss von der Sparbremse zu nehmen und mit dem Vermögen das vielfältige regionale Kulturschaffen und seine Institutionen stärker zu fördern.
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Die igKultur Ost
Die Interessengemeinschaft IG Kultur Ost setzt sich für die Belange und die Bedürfnisse der Kulturschaffenden, Kulturvermittlerinnen und -vermittler und Kulturinstitutionen in der Ostschweiz ein. Einzelmitglied sind Kulturschaffende und Kulturvermittelnde, Künstlerinnen und Künstler aller Sparten, die in der Schweiz leben oder einen Bezug zur Schweiz haben sowie Menschen, die den Vereinszweck unterstützen. Kollektivmitglied sind Kulturinstitutionen sowie Vereine, und sonstige juristische Personen des privaten Rechts sowie Körperschaften und Stiftungen des öffentlichen Rechts, die in der Schweiz aktiv sind oder einen Bezug zur Schweiz haben und den Vereinszweck unterstützen. Handlungsfelder der IG Kultur Ost sind die Vernetzung der Mitglieder und der kulturellen Szenen, Interventionen zur Kulturpolitik, Beratungsangebote, Stellungnahmen zu kulturellen und gesellschaftlichen Fragen und Lobbyarbeit bei Behörden für die Anliegen der Kultur in der Ostschweiz.
Die igKultur Ost wurde im April 2019 gegründet. Heute zählt sie rund 265 Einzel- und Kollektivmitglieder in allen Ostschweizer Kantonen.
igKultur Ost
Für Nachfragen:
Peter Surber, Vorstandsmitglied
079 722 31 20