Kulturpolitik
13.12.23

Rote Karte für die Finanzkommission des St.Galler Kantonsrats

320'000 Franken weniger für angemessene Honorare in der Kultur? Die igKultur Ost reagiert mit Unverständnis auf diesen Vorschlag der Finanzkommission des St.Galler Kantonsrats.

St.Gal­lens Staats­per­so­nal soll den vol­len Teu­e­rungs­aus­gleich er­hal­ten – recht so. Für Kul­tur­schaf­fen­de und In­sti­tu­ti­o­nen soll da­ge­gen kein zu­sätz­li­ches Geld für Ho­no­ra­re vor­han­den sein. Die Fi­nanz­kom­mis­si­on des Kan­tons­rats er­hält für diese Un­gleich­be­hand­lung die rote Karte der ig­Kul­tur Ost.

Knapp 320'000 Fran­ken soll­ten kan­to­na­le ge­för­der­te In­sti­tu­ti­o­nen ins­ge­samt mehr im nächs­ten Jahr er­hal­ten – Geld, mit dem Löhne und Ho­no­ra­re an die Vor­ga­ben der Bran­chen­ver­bän­de an­ge­passt wer­den kön­nen. So schlug es die Re­gie­rung im Rah­men des Bud­gets 2024 vor.

Der An­trag ist die längst über­fäl­li­ge Re­ak­ti­on auf die Tat­sa­che, dass Kul­tur­schaf­fen­de zu tie­fen Löh­nen und knapp­be­mes­se­nen Ho­no­ra­ren ar­bei­ten. Die pre­kä­ren Ein­kom­mens­ver­hält­nis­se im Kul­tur­be­reich sind seit der Covid-19-Pan­de­mie de­fi­ni­tiv zum Po­li­ti­kum ge­wor­den – vie­ler­orts wurde und wird dar­auf re­a­giert. Die Kul­tur­för­de­rung, von Ge­mein­den bis zum Bund und zu pri­va­ten Stif­tun­gen, strebt heute bran­chen­üb­li­che und exis­tenz­si­chern­de Ent­gel­te an.

So (bis­her) auch der St.Gal­ler Kan­tons­rat sel­ber. In der Kul­tur­för­der­stra­te­gie 2020-2027 hält er die In­sti­tu­ti­o­nen dazu an, «Kul­tur­schaf­fen­de an­ge­mes­sen zu ent­löh­nen». Und in der Ant­wort auf eine In­ter­pel­la­ti­on (Nr.51.21.81) im Früh­ling 2022 for­dert die Re­gie­rung aus­drü­ck­lich, «den Aspek­ten der so­zi­a­len Si­cher­heit von Kul­tur­schaf­fen­den in der Aus­ge­stal­tung von Kul­tur­för­der­in­stru­men­ten ver­mehrt

Auf­merk­sam­keit zu schen­ken». Ins­be­son­de­re seien Mass­nah­men in den Be­rei­chen «Min­dest­ho­no­ra­re» und «so­zi­a­le Si­cher­heit» not­wen­dig.

Davon will die Fi­nanz­kom­mis­si­on jetzt aber nichts mehr wis­sen und be­an­tragt, den (be­schei­de­n­en) Mehr­auf­wand aus dem Bud­get 2024 zu kip­pen und all­fäl­li­ge Bei­trags­er­hö­hung im Rah­men der Über­a­r­bei­tung der Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen ab dem Jahr 2025 er­neut zu prü­fen.

Die ig­Kul­tur Ost re­a­giert mit Un­ver­ständ­nis und Ver­är­ge­rung auf diese kul­tur­ge­fähr­den­de Po­li­tik. Sie er­in­nert den Kan­tons­rat an seine ei­ge­nen Be­schlüs­se in der Kul­tur­för­der­stra­te­gie. Und an den ex­pli­zi­ten Auf­trag an die vom Kan­ton ge­för­der­ten In­sti­tu­ti­o­nen, «dass die emp­foh­le­nen Min­dest­ho­no­ra­re der re­le­van­ten Bran­chen­ver­bän­de zu be­ach­ten sind».

Mit ihrem Nein zum bud­ge­tier­ten Bei­trag will die Fi­nanz­kom­mis­si­on bei den­je­ni­gen spa­ren, die schon heute mehr schlecht als recht über die Run­den kom­men und sich ihre so­zi­a­le Ab­si­che­rung kaum leis­ten kön­nen. Die ig­Kul­tur Ost drängt auf eine Kor­rek­tur die­ses Ent­scheids im Pa­r­la­ment. Die 320'000 Fran­ken fal­len bei einem Ge­samt­bud­get von 5,8 Mil­li­ar­den Fran­ken beim fi­nanz­star­ken Kan­ton nicht ins Ge­wicht – die Be­trof­fe­nen aber spü­ren ihr Feh­len mass­ge­blich. Zudem wer­den die re­gi­o­na­len Kul­tur­in­sti­tu­ti­o­nen, wel­che sich um an­ge­mes­se­ne Ho­no­ra­re be­mü­hen, für ihr En­ga­ge­ment un­nö­tig ab­ge­straft.

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