Das Glück: Kulturschaffende kennen facettenreichere Arbeitsverhältnisse als die meisten anderen Berufstätigen in der Schweiz und können in vielerlei Hinsicht, wie im Rahmen von flexiblen Arbeitsmodellen, als Vorbild dienen. Das Problem: Die finanziellen Mittel reichen «vorne und hinten» nicht aus – die soziale Sicherheit kommt oft zu kurz.
Unter dem Begriff «Soziale Sicherheit» sind alle Massnahmen gemeint, die Kulturschaffende vor sozialen und finanziellen Risiken schützen, z.B. Altersvorsorge, Erwerbsausfallentschädigung, Familienzulagen, Krankheit und Unfall.
Die igKultur Ost ist eine zentrale Stelle, die sich um Veränderung dieses Missstandes bemüht und informiert Kulturschaffende im Rahmen ihrer Tätigkeit zum Thema «Soziale Sicherheit». Sie sensibilisiert zudem Kulturförderer, -veranstalter sowie die Politik über die Dringlichkeit einer Verbesserung der sozialen Absicherung von Kulturschaffenden. Sie setzt sich bei den einzelnen Stellen für faire Entlöhnung ein, arbeitet dabei mit den Branchenverbänden zusammen und dient als Gesprächspartnerin. Kurzum: Die igKultur Ost ist vernetzend tätig und bietet mittels Workshops und Beratungen auch direkte Inputs für Kulturschaffende an.
Was tut sich aktuell?
Studie der Kulturbeauftragten-Konferenz KBK Ost
Kulturpolitisch hat die Studie der Kulturbeauftragten-Konferenz KBK Ost aus dem Jahr 2022 zur Entwicklung der Saläre von Kulturschaffenden einiges ausgelöst. Sie schuf die Datenlage für eine seriöse Debatte über die Einkommenssituation von Kulturschaffenden. Konkrete Handlungsempfehlungen richten sich an die Kulturförderung, die Politik, die Ausbildungsstätten, die Branchenverbände sowie die Kulturschaffenden selbst. Einige Handlungsempfehlungen entfalten bereits ihre Wirkung.
Die igKultur Ost hat mit mehreren Handlungsempfehlungen Berührungspunkte und setzt folgenden Fokus:
Nr. 1: «Einsatz für angemessene Honorierung von Kulturschaffenden bei den politischen Behörden». Das Hauptaugenmerk liegt momentan bei Handlungsempfehlung Nr. 6: «Weiterbildung für Kulturschaffende im Sinn der Wahrnehmung ihrer Eigenverantwortung in beruflicher und sozialversicherungsmässiger Hinsicht». Dazu unten mehr.
Der vollständige Bericht der KBK mit allen Handlungsempfehlungen steht auch zum Download zur Verfügung.
Initiative der Suisseculture Sociale
Der Dachverband Suisseculture Sociale entwickelt einen einfach verständlichen und umfassenden Ratgeber zum Thema «Soziale Sicherheit». Er soll im Frühjahr 2024 veröffentlicht werden. Die igKultur Ost begleitet diesen Prozess und informiert an einer Infoveranstaltung in der Ostschweiz über den Ratgeber.
Damit auch deine Anliegen abgebildet sind: Mach mit und stell deine dringendste Frage!
Die Situation in der Ostschweiz
Mit dem Projekt Pay-Wall hat eine Arbeitsgruppe während der Pandemie und im Rahmen der Ausstellung App’n’cell Now im Kunstmuseum Appenzell Informationen und Statements zur beruflichen und finanziellen Situation von Kunstschaffenden gesammelt. Was ist Kunst wert? Wie kommt man als Kunstschaffende finanziell durchs Leben und über die Runden? Als Rechercheformat innerhalb der Ausstellung stellte das Projekt Fragen rund um Kultur und Geld und die oft prekären Einkommensverhältnisse im Kulturbereich. Und suchte Antworten – unter anderem mit einer Umfrage, an der sich rund 50 Kunstschaffende aller Sparten beteiligt haben.
Die igKultur Ost hat in diesem Herbst an die damalige Umfrage angeschlossen und weitere Kulturschaffende befragt, um daraus konkrete Angebote und Vernetzungsaktivitäten abzuleiten, welche im 2024 das Programm der igKultur Ost prägen werden. Je nach Bedarf wird diese Massnahme auf die Kantone St. Gallen und Thurgau ausgeweitet.
Ein Bericht über die Aktion findet sich im Kulturmagazin Saiten oder auf der Pay-Wall Website.
Beratung und Weiterbildungsangebot
Du hast Fragen zum Thema «Soziale Sicherheit»? Dann melde Dich gerne bei uns. Wir versuchen Dir rasch und unkompliziert zu helfen. Falls Du ein grösseres Anliegen hast, empfehlen wir Dir ein Coaching mit unseren Expert*innen zum Thema und wenn wir Dir nicht weiterhelfen können, bemühen wir uns, Dir entsprechende Kontakte zu vermitteln.
Falls Du Bühnenkünstler*in bist und Du dir nicht sicher bist, ob Du in punkto soziale Sicherheit Verbesserungspotenzial hast oder nicht, würden wir Dir den «sein oder nicht sein» empfehlen. Bei «sein oder nicht sein» hast Du auch die Möglichkeit, direkt mit Kulturschaffenden, sogenannten «Ambassadors», in Kontakt zu treten und spartenspezifisch über deine Anliegen zu sprechen.
Du machst gerade Deine ersten Schritte Richtung Selbständigkeit und möchtest zunächst mehr darüber lernen, wie du dein Einkommen überhaupt versteuern musst? Oder du hast ganz punktuelle Fragen hinsichtlich Deiner Selbstständigkeit und zur SVA? Dann empfehlen wir Dir beim Kulturbüro St. Gallen reinzuschauen und an deren Workshops teilzunehmen.
Wo Du ansetzen möchtest, ist Dir überlassen: Hauptsache Du machst den ersten Schritt zu Deiner sozialen Absicherung.
Unsere nächste öffentliche Veranstaltung zum Thema findet am 22. Januar 2024 statt:
Kunstschaffend und abgesichert – eine Einführung in das schweizerische Vorsorgesystem.
Lieber selber lesen? Hier findest Du auf 82 Seiten alles zur «Sozialen Sicherheit in der Schweiz»