Alle reden vom Zertifikat. Aber das Covid-19-Gesetz regelt eine Reihe weiterer wichtiger Punkte. Sie sind für viele Player in der Kulturszene existentiell, schreibt die igKultur Ost.
Im Verlauf der Pandemie hat sich gezeigt, dass die finanzielle Hilfe ausgeweitet werden muss. Dies hat das Parlament mit der Änderung des Gesetzes im März 2021 getan. Neu können auch freischaffende Künstlerinnen und Künstler unterstützt werden, also Personen, die zeitlich befristet für Projekte angestellt sind – und die zuvor durch die Maschen des Massnahmen-Netzes gefallen sind. Zudem gibt es einen «Schutzschirm» für grosse Events, die wegen Corona nicht oder nur teilweise stattfinden können.
Weitere Massnahmen betreffen neben der Kultur viele andere Branchen auch: Die Härtefallhilfe für Betriebe ist ausgeweitet worden, ebenso der Erwerbsersatz für Selbständige oder die Kurzarbeitsentschädigung. Profi-Sportclubs profitieren von gelockerten Bedingungen für Finanzhilfe, ebenso Institutionen der Kinderbetreuung.
Ein Nein zum Gesetz würde ausgerechnet jene treffen, die die Folgen der Pandemie besonders stark spüren und die das Virus in existentielle Schwierigkeiten gebracht hat. Und für sie ist die Pandemie noch keineswegs vorbei. Das Publikum ist vielerorts zurückhaltend oder bleibt ganz weg. Planen ist weiterhin schwierig. Zwei von drei im Kultursektor Tätigen werden gemäss einer jüngst publizierten Umfrage der Taskforce Culture auch im Jahr 2022 noch von Unterstützungsgeldern abhängig sein.
Die Resultate der Studie zeigen zwar eine leichte Erholung im laufenden Jahr, aber ein Kulturbetrieb wie vor der Pandemie ist auch 2022 nicht in Sicht: Nur gerade 21% der befragten Kulturschaffenden geben an, wieder ein vergleichbares Auftragsvolumen wie vor Corona zu haben. Mit einem Wort: Der Kultursektor hat «Long Covid». Das tut weh. Und braucht Unterstützung.
Ein Ja ermöglicht es, von der Pandemie betroffene Kulturschaffende besser zu schützen. Das Gesetz erweitert die wichtige wirtschaftliche Hilfe und schliesst Unterstützungslücken. Und: Es legt dem Bundesrat – entgegen den Behauptungen der Gegnerinnen und Gegner – Zügel an: Er muss die Kantone in seine Entscheide einbeziehen.
Bei einem Nein wären diese Unterstützungen nur noch bis Mitte März 2022 möglich – eine rabenschwarze Perspektive für viele Kulturschaffende, im Eventsektor Tätige und Veranstalterinnen. Und für das Publikum ebenso. Deshalb appelliert die igKultur Ost an die Stimmberechtigten: Ein Ja sichert die dringend nötige Überlebenshilfe für die Kultur und für andere von der Pandemie hart getroffene Branchen.