- Diversität
Die bisherige Zusammensetzung des Verwaltungsrats mit einem Übergewicht an Bankenvertretern, respektive Personen aus Politik und Wirtschaft erfüllt den Anspruch auf Diversität heute nicht. Wesentliche Kreise der Zivilgesellschaft sind nicht repräsentiert, und vor allem sind Personen mit Theater- und Kultur «Knowhow» untervertreten.
Die Neubesetzung des Präsidiums und hoffentlich auch weiterer Positionen im Verwaltungsrat bietet die Chance, dieses Ungleichgewicht mindestens ein wenig zu korrigieren. Auf der Bühne sind weibliche Hauptrollen und People of Color in mehreren Produktionen bereits Realität – der Verwaltungsrat hinkt hingegen der Zeit hinterher.
An der Generalversammlung vom vergangenen November haben die Genossenschafter:innen in ihrem Antrag genau dies gefordert, wörtlich: «Wir sehen die Form der Genossenschaft als ein hervorragendes Mittel, KTSG mit vielen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft in Verbindung zu bringen.»
2. Partizipation
An der GV hat eine Mehrheit gegen den Willen des damaligen VR-Präsidenten Rüegsegger durchgesetzt, dass das Leitungsmodell von Konzert und Theater St.Gallen weiterhin in den Statuten festgeschrieben ist – und damit nicht vom VR eigenhändig geändert werden kann. Denn: Die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Basis zu beschneiden, wäre nicht partizipativ.
Wenn jetzt das VR-Präsidium neu besetzt wird, ist entscheidend, dass die gewählte Person (oder am liebsten ein Co-Präsidium) Partizipation lebt und nicht autokratisch Entscheide fällt. Zitat aus der Stellenausschreibung: «Sie sind ein Teamplayer/eine Teamplayerin.» Und: «Sie sind sich gewöhnt, Lösungen unter Einbezug der Betroffenen zu entwickeln.» Das ist umso wichtiger, als das neue Intendantenmodell die Gefahr von Machtfülle und starken Hierarchien mit sich bringt, also das Gegenteil von Partizipation.
3. Nachhaltigkeit
Was «Nachhaltigkeit» auf dem Gebiet des Theaters bedeutet, ist erst in Ansätzen diskutiert. Hier muss der neue Verwaltungsrat eine Pionierrolle übernehmen. Es geht darum, Ressourcen zu schonen – vom Materialverschleiss bei den Kulissen und dem Energieaufwand bis zum Repertoire und den Menschen. Der neue VR muss das ökologische und soziale Gewissen des Theaters sein – natürlich unter Gewährleistung der künstlerischen Freiheit.
4. Kommunikation und Kooperation
Über die drei Leitthemen hinaus ist vom neuen VR und dem VR-Präsidium zu erwarten, dass Konzert und Theater St.Gallen transparent informieren und die Öffentlichkeit nicht als Gegner fürchten, sondern als Partner ernst nehmen. Als grösster subventionierter Kulturbetrieb ist KTSG in der Pflicht, sich nicht nur wichtigen Diskussionen zu stellen, sondern diese auch zu initiieren.
Zu wünschen ist auch, dass das Theater stärker als bisher mit anderen Kultursparten, Kulturinstitutionen und mit der freien Szene kooperiert.
Bei Fragen oder Anliegen steht die igKultur Ost gerne als Austauschpartnerin zur Verfügung.